Wanderung durch den Torrent de Pareis
Die Bucht Sa Calobra gehört zu einer der beliebtesten Ausflugsziele auf Mallorca. Die normale Anreise führt mit dem Auto oder dem Bus über die langen Serpentinenstrasse durch die Berglandschaft der Serra de Tramuntana hinunter oder über den Wasserweg mit dem Boot. Eine wahre Herausforderung ist der Wanderweg von der Hauptstrasse durch die Schlucht hinunter zur Bucht!
Ganze Touristenströme steuern Sa Calobra für einen Ausflug in die Serra de Tramuntana an und sind fasziniert von der gewaltigen Bergkulisse auf der An- und Abfahrt. Die Bucht selbst ist eher unspektakulär und gewinnt erst seinen Reiz, wenn man versteht, dass hier eine kilometerlange Schlucht endet, deren Wände teilweise nur wenige Meter voneinander entfernt sind aber bis zu 400 Meter steil emporragen!
Die eigentliche Schlucht ist etwa 3.300 Meter lang und hat einen Höhenunterschied von oben nach unten von etwa 180 Meter. Allerdings führt keine Strasse zum oberen Ende der Schlucht sondern hier muss ein steiler Hang mit einem weiteren Höhenunterschied von 900 Metern überwunden werden.
Torrent ist die Bezeichnung für einen Sturzbach und wenn die Schlucht Wasser führt, ist eine Begehung lebensgefährlich! Schon Regenfälle reichen aus, die teilweise Kletterei zu einer unberechenbaren Rutschpartie zu verwandeln. Eine gute Wetterprognose und eine entsprechende Wanderausrüstung ist für eine Durchquerung der Schlucht unbedingte Voraussetzung!
Für uns war es Mitte Oktober 2013 soweit, wir können nun aus erster Hand von dieser Wandertour berichten.
An- und Abfahrt sowie Richtung der Wanderung
Eine gewisse Planung ist von Nöten, vor allem die An- und Abfahrt sowie die Richtung will klug gewählt sein. Es gibt eine Busverbindung vom oberen Einstiegspunkt in Escora nach Sa Calobra und zurück. Aber der letzte Bus hinauf fährt bereits gegen 15.00 Uhr. Wer die Wanderung hinunter machen möchte und das Auto oben stehen lässt, muss früh starten und sich sputen. Wir haben 5 Stunden gebraucht, aber die Tour kann sich auch auf 7-8 Stunden ausdehnen, je nach Kondition und Dauer bei den Kletterpassagen.
Es gibt eine Taximöglichkeit, die allerdings um die 50 Euro kostet. Hier sollte die Telefonnummer vorher organisiert und gespeichert werden, weil Taxis nicht in Sa Calobra warten, sondern die Strecke extra heruntergefahren kommen.
Trotzdem würden wir die Wanderstrecke von oben nach unten empfehlen, weil sie einfach spektakulärere Ansichten auf die Landschaft aufweist und die Strecke „gefühlt“ leichter wirkt – dazu später mehr! Es sind uns aber auch Menschen begegnet, die mit dem Bus hinuntergefahren sind und ohne großen Zeitdruck die Wanderung hinauf gestiegen sind.
Einige ganz harte Jungs sind uns auch begegnet, die die Strecke im Torrent hinauf und ohne den abschließenden Hanganstieg auch wieder herunter wollten. Das ist eine sportliche Höchstleistung und nur bei extremster Fitness vorstellbar! Nix für uns.
Den ersten Hang hinunter
Wir hatten im Team zwei Autos, haben eins unten in Sa Calobra geparkt und sind zur Einstiegsstelle bei Escora wieder hinaufgefahren. Gegen 09.45 Uhr bei schönstem Wetter und Sonnenschein konnte die Wanderung beginnen.
Der Hang mit den 900 Höhenmetern hinunter hielt dann auch bereits die ersten Tücken bereit, weil durch die Nordausrichtiung des Hanges die fehlende Sonne um die frühe Uhrzeit uns den Boden noch teilweise feucht anbot. Hier will schon mit Bedacht gegangen werden, um nicht auszurutschen. Bis zum Einstieg der Schlucht haben wir dann auch 90 Minuten gebraucht und schon eine kleine Pause einlegen müssen, um uns von der ersten Anstrengung und in der Sonne zu erholen.
Torrent de Pareis
Nun begann die eigentliche Schlucht! Über eine Vielzahl von mehr oder weniger großen Steinen balanciert man den Weg durch die hohen Felswände. Nur wenige Passagen sind auf einem Kiesweg im normalen Gang zu bewältigen. Immer wieder türmen sich riesige ‚Murmelhaufen‘ vor uns auf. Gewaltige Felsbrocken, die durch die Jahrtausende Schleifarbeit des Wassers eine glatte und runde Struktur erhalten haben.
An einigen Stellen konnte das Wasser auch regelrechte Bahnen und Kurven in das Gestein fräsen. Mal geht es rechts vorbei, mal links oder nur darüber. An manchen Stellen auch nur hindurch, der Bodymassindex ist zu beachten!
Eindrucksvolle Bilder lassen uns kontinuierlich staunen. Moos an den Wänden markieren die Wasserkante und erzeugen unmittelbares Erschauern, teilweise würde man nicht mal stehen können, wenn der Torrent Wasser führt.
Die Kletterpassagen sind ein großer Spaß, werden mit der Dauer aber durchaus anspruchsvoller. An einigen Stellen kann man sich die Überwindung der Felsen gar nicht ohne eine Seil vorstellen und wir haben auch an drei Stellen eine Seilhilfe nutzen müssen. Wer hier nicht entsprechende Bandschlingen oder ein Seil von mindestens 10 Meter Länge dabei hat, wird wohl wieder umkehren müssen. Oder eben sehr lange Beine oder Arme haben müssen.
An diesen Passagen wurde uns sehr deutlich, dass es sich bei dieser Wanderungen um eine der anspruchsvollsten Routen auf Mallorca handelt und nicht um einen Spaziergang. Vernünftige Wanderschuhe, ausreichend Getränke (1,5 – 2 Liter pro Person) sind ausserdem unabdingbar!
Belohnt wird man mit berauschenden Bildern für das Kopfkino, die einem niemand mehr nehmen kann – und einem respektablem Muskelkater, der noch Tage später dazu rät, die Treppen rückwärts runter zu laufen.
Das Abschlussbad
Unten in der Bucht von Sa Calobra kamen uns die Touristen in den Badeschlappen ganz unwirklich vor und wir sind schnell zum Auto. Ein Bad im Meer ist viel schöner in der Cala Tuent, die nur wenige Kilometer neben Sa Calobra liegt und für die man auch nicht bis zur Hauptstrasse hochfahren muss. Selten haben wir das Bad so genossen – ein perfekter Tag!